Unsere Einschätzung: Elektro-Kabinenroller

Die Elektrokabinenroller, kurz E-Pods, sind die neuste Mobilitätsalternative der sich stetig in Bewegung befindenden Sharingwelt in deutschen (Groß-)Städten. Die kompakt gebauten Elektroleichtfahrzeuge erinnern in Ihrer Form an eine Mischung aus Pkw und E-Roller. Nutzer:innen sind dabei ähnlich flexibel wie mit einem Roller und finden durch die geringe Größe im Gegensatz zum größeren Pkw schnell Abstellmöglichkeiten auf Parkflächen Durch die Überdachung der Kabine bietet das Fahrzeug Schutz vor verschiedenen Wetter- und Witterungsbedingungen wie ein Pkw.

Da es sich um Elektroleichtfahrzeuge handelt, ist keine KBA-Zulassung erforderlich. Die Fahrzeuge sind zudem mit einem M-Führerschein fahrbar und bieten somit einer erweiterten Zielgruppe die Nutzungsmöglichkeit. Da für die E-Pods im Gegensatz zu Kickscootern keine gesonderte Nutzung auf Fahrradwegen erlaubt ist, müssen sich die kompakten Kabinenroller auf den Straßen neben Pkw, Lkws und Bussen zurechtfinden. Durch die geringe Knautschzone der Fahrzeuge und ggf. geringere Geschwindigkeitsleistung unter 50km/h, stellt sich eine Eingliederung in den motorisierten Straßenverkehr als durchaus gefährlich dar, insbesondere auf Straßen mit hohen Verkehrsaufkommen.

In welchen Anwendungsfällen die E-Pods genutzt werden bzw. ob es diese überhaupt gibt, werden die nächsten Wochen zeigen. Grundsätzlich können E-Pods die Sharingwelt erweitern und ein vielfältigeres Angebot ermöglichen, sodass weitere Alternativen zum privaten Pkw verfügbar werden. Ein praktischer Blick auf den in Berlin mittlerweile zur Verfügung stehenden Anbieter Enuu zeigt jedoch klare Problematiken mit dem E-Pod als Teil der Sharingwelt. So haben Nutzer:innen mit der App, sowie der Auffindbarkeit von Fahrzeugen Probleme[1]. In Berlin stößt zusätzlich einigen Menschen die Nutzungs- bzw. Parkweise der E-Pods auf, da diese oft trotz Verbots auf Gehwegen geparkt und dadurch zum Hindernis werden. Vor allem Fußgänger:innen, welche einen barrierefreien Zugang zum öffentlichen Raum benötigen, könnten durch E-Pods vor unumgängliche Hindernisse gestellt werden. In Ausnahmefällen wäre dies schon ein Ärgernis, durch die schon bestehende Platzproblematik auf Gehwegen von weiteren Angeboten der Sharing-Mikromobilität wie E-Scooter, E-Roller oder Fahrrädern wird jedoch dieses ohnehin schon städtische Problem der ‚Falschparker‘ zusätzlich verstärkt.

Darüber hinaus sind die Enuu-Fahrzeuge auch aus technischer Sicht nicht positiv zu bewerten. So wirken die Enuus sehr instabil und unsicher. Ein fehlendes Sicherheitsgefühl macht sich schnell nach Antritt einer Fahrt bemerkbar und wird durch das Einordnen in den städtischen Verkehr noch deutlicher. Auch ist der Platz im Enuu stark begrenzt, wodurch ein vor Regen geschützter Transport nur mit kleinen, wenigen Sachen in Frage kommt. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30km/h wird schnell klar, dass ein Enuu seine Schwierigkeiten auf Straßen hat, auf denen schneller gefahren wird.

Ein anderer Anbieter namens Flizzy möchte sein Sharing-Angebot demnächst in Hamburg starten. Hierbei stehen drei verschiedene Fahrzeugarten zur Verfügung, welche 45km/h oder 80km/h fahren können und mindestens zwei Personen Platz bieten, ersterer ist auch mit einem Mopedführerschein fahrbar. Durch eine mögliche Geschwindigkeit von 45 km/h der kleinsten Variante könnten diese Fahrzeuge im städtischen Straßenverkehr besser mithalten, wodurch die Ungleichheit zum motorisierten Verkehr aufgehoben werden könnte. Obwohl der Start von Flizzy für Anfang Juli geplant war, gibt es aktuell noch Herausforderungen in der Finanzierung der Fahrzeugflotte. Es bleibt abzuwarten, ob und wann Flizzy den Markteintritt vollzieht. Weiterhin scheint auch Renault mit der Sparte Mobilize auf den E-Pod-Sharingzug aufspringen zu wollen. Das EZ-1 Modell stellt ebenfalls einen E-Pod dar. Der nächste Kandidat für den Elektro-Kabinen-Roller im Stadtbild scheint somit gefunden. Darüber hinaus scheinen auch andere Firmen an einer Mischung aus Auto und Fahrrad zu bauen (z.B. Hopper Mobility).

Es bleibt spannend im Mobilitätsmarkt. Auch wenn die erste praktische Ausführung von E-Pods in Berlin durch Enuu unserer Ansicht nach kaum eine gewinnbringende Mobilitätsform darstellt,  sollte das Konzept nicht vorschnell verworfen werden. Vor allem im Kontext einer städtischen Verkehrswende mit veränderten infrastrukturellen Rahmenbedingungen wie beispielsweise Tempolimit 30 und veränderter Parkflächennutzung, sowie einer vom privaten Pkw losgelösten Mobilitätsvielfalt könnten E-Pods eine relevante Erweiterung des bestehenden Mobilitätsangebots darstellen.


[1] Erfahrungsbericht Zeit-Artikel