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5 Monate 24/7 mit BEVerly: Unser Experiment „E-Auto“

Von unserem Selbstversuch zur Frage: „Wie ändert sich das Mobilitätsverhalten, wenn ein Auto 24/7 vor der Tür steht?“, haben wir euch im letzten Beitrag berichtet. Aber in unserem Fall handelte es sich nicht um irgendein Auto. Unsere BEVerly war ein E-Auto. Damit wurde unser Experiment „Auto“ zugleich zum Experiment „E-Auto“. Unsere Erfahrungen zum Thema E-Auto-Nutzung wollen wir hier mit euch teilen.



BEVerly und die Frage nach dem Laden

Wie schon berichtet waren die meisten von uns vor Eintreffen von BEVerly keine versierten (E-)Auto-Nutzer*innen. Und wie viele andere, die auf diese neue Antriebstechnologie umsteigen wollen, hatten auch wir einige Fragen: Wie lädt man BEVerly richtig? Wie findet man funktionierende Ladesäulen? Und wie weit kommt man mit einer Ladung? Denn ja, obwohl wir wissen, dass Reichweitenangst in den meisten Fällen unberechtigt ist, war sie uns nicht fremd. Gerade in Verbindung mit Plänen aus der Großstadt aufs Land zu fahren: „Wer weiß, ob wir da laden können?“. Das hatte zur Folge, dass wir ganz zu Beginn auf den Einsatz von BEVerly für einen Termin außerhalb Berlins verzichteten. Und auch im Laufe unserer Zeit mit BEVerly ertappten wir uns dabei, tendenziell eher zu häufig zu laden. Zu dominant war das Bedürfnis, beim Ladestand doch lieber auf Nummer Sicher zu gehen.

„Wie machst du das denn mit dem Laden?“ war auch eine der Fragen, die uns von interessierten Bekannten immer als eine der ersten gestellt wurde. Die gute Nachricht: Wenn man sich traut, ist es eigentlich ganz einfach. Trotzdem gab es für unerfahrene Neunutzer*innen wie uns einige Hürden:


Die Apps

Als technikaffine Menschen hatten wir uns natürlich sofort die EnBW-App heruntergeladen, um eine Übersicht über das Ladesäulennetz zu haben. Das uns anfangs nicht bewusste Problem: Die App zeigt, gerade auf dem Land, mitunter nur die Hälfte der verfügbaren Säulen an. So landeten wir zum Laden, aus scheinbarem Mangel an Ladesäulen im ländlichen Bereich und aufgrund unserer Reichweitenangst, einmal unnötigerweise an der Autobahntankstelle. Beheben ließ sich das Problem dann relativ einfach: Durch Installation mehrerer Apps zur Ladesäulenanzeige konnten wir das gesamte Netz abbilden. Und da BEVerly einen Einheitsstecker hatte, wie die meisten neuen Ladesäulen mittlerweile, war unsere Auswahl dann doch gar nicht so lückenhaft. Nutzerfreundlich, zugänglich und einfach sähe allerdings anders aus.

Mehr Erfahrung wäre sicher auch im Dschungel der einzelnen Abrechnungspakete von Vorteil gewesen. Gerade zu Nutzungsbeginn war es sehr schwierig, aus den einzelnen Paketen das für unseren jeweiligen Use Case passende herauszufiltern. Mehr Wissen um Kapazität und Reichweite und eine bessere Kenntnis der App und unserer geplanten Strecken pro Monat hätte uns hier sicher (geringe) Kosten gespart, z. B. für ein Reinvest in einen Snack im Tankstellen-Café. Deutlich spannender wäre die Antwort auf die Kostenfrage sicherlich mit eigener Wallbox, evtl. sogar in Kombination mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage ausgefallen. Da wir allerdings weder über ausreichend Erfahrung, noch über eine Wallbox verfügten, verzichten wir hier auf eine abschließende Einschätzung zur Kostenfrage.




Der Akku

Auch BEVerlys Akku stellte uns beim Laden gleich zu Beginn vor eine Herausforderung. Bei 80 % Ladung war plötzlich Schluss mit Laden. Der Akku lud scheinbar nicht weiter auf. Anfängliche Befürchtungen, die Ladesäule oder der Akku könnten kaputt sein, lösten sich schnell in Luft auf, mit der Erkenntnis, dass die Akkuladekapazität auf 80 % eingestellt war. Hätten wir vorher von der Voreinstellung gewusst, hätte uns das einige Sorge um die Lebensdauer des Akkus erspart. Die Angst vor dem Akku teilten wir, im Gegensatz zur Reichweitenangst im Übrigen nicht. Wie verbreitet auch diese Befürchtung, dass der Akku explodieren und in Flammen aufgehen könnte, war, wurde uns durch die flehentliche bis nachdrückliche Bitte einiger (wenn auch weniger) Bekannter bewusst, BEVerly doch bloß nicht in der Einfahrt zu parken. Wir zeigten Verständnis und parkten in gehörigem Sicherheitsabstand zu den in Gefahr vermuteten Wohnhäusern. BEVerlys Akku überlebte, genau wie die trauten Heime, die Ausflüge unbeschadet.



Das Parken an Ladesäulen

Beim Parken warteten – neben den eher persönlich geäußerten Parkverboten – auch weitere Hürden auf uns unerfahrene E-Autonutzer*innen. Wir hatten, wie erwähnt, keine Wallbox und auch keine firmeneigene Ladesäule. Für das Aufladen nutzen wir daher öffentliche Ladesäulen. Also: Parken an einer Ladesäule und dabei gleich das Auto aufladen. So weit, so gut. Dachten wir. Nicht bedacht hatten wir allerdings die auch hier zahlreichen unterschiedlichen Regelungen. Wesentlich teurer als geplant wurde so zum Beispiel das Ladeparken in der Dresdner Innenstadt: Denn als E-Autonutzer*innen dürfen wir zwar an der Ladesäule parken, allerdings, wie sich herausstellte, nur für einen bestimmten – kurzen – Zeitraum. Das Strafmandat für BEVerlys Nacht auf dem Ladesäulenparkplatz verbuchten wir als Lehrgeld.

Ähnliche zeitliche Beschränkungen von Lade- und Parkzeiten gab es auch beim Laden auf Parkplätzen von Supermärkten, Discountern oder Drogerien. Auch hier sollte man, wie sich herausstellte nicht länger als 90 Minuten stehen, wenn man keine unnötigen Kosten riskieren will. Es gilt das Haus- bzw. Parkplatzrecht der jeweiligen Händler.

Ein Kollege hätte gerne einen der zahlreichen Laternenladepunkte ausprobiert, die in seinem Kiez reihenweise angebracht wurden. Allerdings bestand dazu keine Gelegenheit, weil diese – scheinbar nicht regelwidrig – durchgehend von Nicht-E-Fahrzeugen zugeparkt waren. Inwieweit es eine ungeschriebene Regel gibt, dass Laternenladepunkte als normale Parkplätze genutzt werden dürfen, haben wir in den 5 Monaten nicht herausgefunden. Kapazitätsengpässe gab es aber auch an den regulär ausgewiesenen Ladesäulen nicht.

Als einfachste Art ein E-Auto aufzuladen, empfanden wir trotz allem das Laden während des Einkaufens. Oder andersherum: Das Einkaufen während des Ladens bot eine sinnvolle Antwort auf die Frage: „Was mache ich in der Zeit, in der ich das Auto auflade?“ Nicht jeder ist schließlich Fan von längeren Aufenthalten an Autobahnraststätten, obwohl auch diese erzwungenen Pausen durchaus Potential haben können.

 


Fazit: Es könnte doch so einfach sein

Nach 5 Monaten mit BEVerly waren wir fast von der anfänglichen Reichweitenangst geheilt und zugeparkte oder kaputte Ladesäulen nahmen wir, auch dank der gesteigerten Professionalität im Umgang mit den Ladesäulenanzeigen der Apps, gelassen hin. Unser Selbstversuch hat uns gezeigt, dass Elektromobilität alltagstauglich und auch für Langstreckenfahrten geeignet ist. Mit BEVerly hatten wir die Gelegenheit, das auszuprobieren. Solche Gelegenheiten wie Schnupperangebote könnten eine sinnvolle Maßnahme sein, um Vorbehalte gegen die E-Mobilität abzubauen und positive Erfahrungen zu sammeln.

Trotzdem wurden uns in unserem Selbstversuch auch die vielen Baustellen beim Umstieg auf E-Mobilität deutlich bewusst: Allen voran das Fehlen einheitlicher und klar kommunizierter Regeln für die Ladesäulennutzung, das die Nutzerfreundlichkeit entscheidend herabsetzt. Oft wünschten wir uns, das System wäre einfach auf automatisches Laden ausgelegt, so dass BEVerly sich beim Fahren selbst hätte versorgen können. Insgesamt sind wir nach unserem Praxistest mehr denn je davon überzeugt, dass E-Mobilität einen sinnvollen Bestandteil neuer Mobilitätskonzepte bildet. Und mit der richtigen Strategie könnte der Umstieg so einfach sein.

Wie Elektromobilität Teil von (kommunalen) Mobilitätskonzepten werden kann, haben wir u. a. in den Projekten im Amt Gransee und Gemeinden, Elektromobilität für Tourismusorte und Elektromobilität in Kommunen gezeigt.

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